Der Verein 47xxy Klinefelter-Syndrom e.V. ruft am 4.7.2023 erstmals den „Klinefelter-Tag“ aus. Unter dem Motto: „Ein extra X – das macht doch nix!“ will der Selbsthilfeverband an diesem Datum auf die Chromosomenanomalie aufmerksam machen, bei der die Betroffenen im Vergleich zur Restbevölkerung ein zusätzliches X im sonst üblichen Karyogramm 46,XY haben.
Obwohl jeder 500. Neugeborene mit der Auffälligkeit auf die Welt kommt, ist die Aufmerksamkeit für diese Variante der Chromosomenverteilung noch immer sehr gering. Dabei können mit dem Muster 47X,X,Y einhergehende Gesundheitsstörungen wie eine niedrige Verfügbarkeit von Geschlechtshormonen, Hodenhochstand, Gynäkomastie, soziale Reifeverzögerungen oder einer vermehrten Anfälligkeit für Diabetes mellitus, Osteoporose oder Muskelschwäche bei frühzeitiger Erkennung gut ausgeglichen und therapiert werden, sodass ein völlig normales Dasein möglich ist.
Entsprechend will der Verein mit dem Klinefelter-Tag gerade Eltern, Pädagogen, Kinderärzte und Jugendliche sensibilisieren, auf Anzeichen für ein Klinefelter-Syndrom zu achten und dabei helfen, sich im Verdachtsfall diagnostische und behandelnde Unterstützung bei Fachpersonen zu suchen. Wie Bernhard Köpl und Dirk Müller erklären, bedarf es zudem einer Entstigmatisierung von Klinefelter-Betroffenen, die oftmals mit einer möglichen Intersexualität umgehen müssen und dafür Rückhalt aus ihrem Umfeld benötigen: „Unserer Überzeugung nach sind wir aber nicht selten die glücklicheren Menschen, weil wir aus eigener Erfahrung heraus ein großes Herz oder Toleranz für Anderssein haben“.
Das Klinefelter-Syndrom, das eine von mehreren Ursachen für einen Hypogonadismus (Unterfunktion hormonproduzierenden Organe) darstellt, stellt nach Meinung des Vereins kein Defizit dar: „Viel eher wissen wir aus den Kontakten mit Unsersgleichen um die bereichernden Eigenschaften von Klinefelter-Menschen, die nicht nur gegenüber sich selbst, sondern auch bei ihrem Umfeld oftmals als sensibel, feinfühlig und verständnisvoll gelten. Diese Botschaft soll im Zentrum des Tages stehen, zu dessen Ausgestaltung wir in den nächsten Wochen umfangreiche Vorbereitungen und inhaltliche Abstimmungen angehen und dann rechtzeitig über unser Programm unterrichten werden“, so Köpl und Müller.