Mein Leben begann 1974, doch es sollte nicht lange ruhig und unbeschwert bleiben. 1978 starb mein Vater bei einem Autounfall. Von diesem Zeitpunkt an veränderte sich alles – und mein Leben war geprägt von Einsamkeit, dem Versuch, mit ungesagten Gefühlen umzugehen, und der Suche nach einem Platz in der Welt. Dies ist die Geschichte meines Weges durch Verluste, Selbstzweifel und Sucht, aber auch von kleinen Schritten in Richtung Heilung. Ich hoffe, meine Erfahrungen können anderen, die ähnliche Kämpfe durchstehen, zeigen, dass es immer einen Weg gibt, weiterzumachen.
Der frühe Verlust meines Vaters
Meine Kindheit wurde durch den Tod meines Vaters jäh unterbrochen. Ich war damals erst vier Jahre alt. Um mich vor der schlimmen Nachricht zu schützen, brachte man mich zu meiner Tante und meinem Onkel, bis sich die Lage beruhigte. Die Beerdigung wurde ohne mich abgehalten, und als meine Mutter mich später auf den Friedhof brachte und sagte: „Hier ist nun dein Papa“, konnte ich das nicht begreifen. Ich war wütend, verwirrt und fühlte mich allein gelassen.
Von diesem Moment an war ich ein stilles, zurückhaltendes Kind. Vorsichtig, ängstlich und schüchtern zog ich mich in meine eigene Welt zurück. In den ersten Schuljahren blieb ich in meinem Ort, aber auch hier fand ich nur schwer Anschluss. Mein Jahrgang bestand aus mir und sieben Mädchen, und es gab keinen gleichaltrigen Jungen, mit dem ich mich hätte anfreunden können. So wuchs das Gefühl der Einsamkeit in mir weiter.
Diagnosen und Kampf mit der Pubertät
Als ich älter wurde, fühlte ich immer stärker, dass etwas anders war. Der Kinderarzt stellte fest, dass ich körperlich unterentwickelt war und begann, mir Testosteron zu spritzen. Doch schon bevor ich diese Diagnose erhielt, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Ich fühlte mich isoliert, nicht nur von anderen, sondern auch von mir selbst. Frust und Scham vergrub ich im Essen, und so begann schon früh der Kampf gegen das Übergewicht. Mit 13 Jahren kamen Zigaretten dazu, mit 16 begann ich zu spielen. Das waren meine Wege, den inneren Schmerz zu betäuben und zu verdrängen.
Die Pubertät kam verspätet, und mit 16 Jahren gab es noch einen Wachstumsschub von fast zehn Zentimetern. Doch trotz der physischen Veränderungen blieb das Gefühl, nicht richtig zu sein. Mit 18 Jahren erhielt ich nach der Musterung eine endgültige Diagnose, die bestätigte, was ich längst gespürt hatte: Ich war anders. Diese Nachricht traf mich tief, und ich spielte mit dem Gedanken, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Rückblickend bin ich froh, dass ich es nicht getan habe, auch wenn das Leben oft mehr Tiefen als Höhen hatte.
Flucht in die Selbstzerstörung
Mit 18 hatte ich meinen Beruf, mein Auto und meine Freiheit. Doch innerlich war ich gefangen. Ich wog 130 Kilo und vermied den Kontakt zu Frauen aus Angst, sie in mein kompliziertes Leben hineinzuziehen. Stattdessen verschwand ich immer tiefer in der Welt des Glücksspiels. Das Spielen brachte mich oft an den Abgrund, und in dieser Zeit nannte ich meine psychischen Tiefpunkte „Selbstzerstörungsphasen“. Ich fühlte mich nie krank, ich ging nie zum Arzt oder in Therapie, aber ich wusste, dass ich auf einem gefährlichen Weg war.
Meine Arbeit als Koch hielt mich über Wasser, aber nachts war ich oft pleite und frustriert. Das Glücksspiel war wie ein dunkler Strudel, der mich immer wieder hinunterzog, doch gleichzeitig war es meine Art, dem Schmerz zu entkommen. Ich dachte, das sei Freiheit, aber in Wahrheit war es eine Flucht vor mir selbst.
Erste Beziehungen und die Suche nach Nähe
Erst mit 32 Jahren hatte ich meine erste Beziehung, doch sie hielt nicht lange. Vier Jahre später traf ich meine jetzige Partnerin, und wir sind bis heute zusammen. Es ist keine klassische Liebesgeschichte – unsere Verbindung basiert eher auf einem tiefen Verständnis füreinander und dem Wunsch, nicht allein zu sein. Beide von uns haben Verletzungen in der Seele, die uns geprägt haben, und manchmal ist der Schmerz, den wir mit uns tragen, größer als die Nähe, die wir uns wünschen.
Aktuell stehen wir an einem Punkt, an dem wir nicht wissen, ob unsere Beziehung weitergehen soll oder ob räumlicher Abstand nötig ist, um Klarheit zu finden. Unsere Seelen sind beide an verschiedenen Stellen in unserem Leben gebrochen worden, und das verbindet uns ebenso, wie es uns trennt.
Schritte zur Heilung: Zocken und Rauchen hinter mir lassen
Vor zwölf Jahren hörte ich auf zu spielen, und das war ein wichtiger Schritt auf meinem Weg in ein stabileres Leben. Das Glücksspiel hatte mich fast zerstört, aber ich konnte es hinter mir lassen. Vor 61 Tagen habe ich auch das Rauchen aufgegeben. Diese Veränderungen sind langsam gekommen, und der Weg ist noch lang, aber es sind Schritte in die richtige Richtung.
Die Herausforderung der Intimität und Nähe
Mein größtes Problem war und ist die Nähe zu anderen Menschen – besonders in Bezug auf Sex und Intimität. Durch meine Isolation in der Jugend und die frühen negativen Erfahrungen habe ich mich immer mehr zurückgezogen. Viele Dinge habe ich nie ausprobiert oder kennengelernt, und es fällt mir schwer, mich zu öffnen. Doch auch hier mache ich Fortschritte, langsam, Schritt für Schritt. Für mich ist es wichtig, Vertrauen zu jemandem aufzubauen, bevor ich mich auf Nähe einlassen kann.
Heute bin ich an einem Punkt, an dem ich auf mein Leben zurückblicken und sehen kann, wie weit ich gekommen bin. Es war nie leicht, und es wird wohl auch weiterhin Höhen und Tiefen geben. Aber ich bin stolz darauf, dass ich das Spielen und Rauchen hinter mir gelassen habe und dass ich weiter daran arbeite, mich selbst zu akzeptieren und Beziehungen aufzubauen, die auf Vertrauen und Vertrautheit basieren.
Mein Leben war geprägt von Verlusten und inneren Kämpfen, aber es ist auch eine Geschichte von kleinen Siegen und dem langsamen, aber stetigen Weg zur Heilung. Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass es immer einen Grund gibt, weiterzumachen – egal, wie dunkel es manchmal scheint.