Kinderwunsch bei Klinefelter-Syndrom mit Asperger-Autismus

Ich war sehr überrascht, als ich eines Tages entdeckte, dass im Zusammenhang mit Klinefelter von Asperger-Autismus gesprochen wurde. Das es da einen Zusammenhang geben sollte! Aber in unserem Fall war es tatsächlich so. Auch dies ist nie diagnostiziert wurden. Aber als mir das erste Mal zufällig Literatur über den Asperger-Autismus in die Hände fiel, wusste ich: „Ja, das ist es!“ Das erklärte die Not, die ich in meiner Ehe hatte und was den Kindern an Zwischenmenschlichem fehlte. Ich bin Jahrgang 1959 und meine Eltern waren als Kriegskinder von ihrer Persönlichkeit her relativ distanziert, ohne dass es mir bewusst gewesen wäre. So schlidderte ich in die Ehe mit meinem Mann, ohne so richtig zu merken, was mir fehlte.

Ich lese heute mit Sorge die Berichte über junge Familien, die entstehen mithilfe von Samenbanken oder aufwändiger Fertilitätsmedizin. Nicht, dass ich denen ihr Glück nicht gönne. Nein, ich weiß nur, welches Leid es für alle Beteiligten ist, wenn die Beziehung zwischen den Eltern nicht auf Dauer tragfähig ist. Welche durchweinten Stunden, welches Gefühl, in einer Falle zu sitzen, weil man Schuldgefühle gegenüber einem Partner hat, der im Falle einer Trennung mit Unterhaltszahlungen belastet würde für Kinder, die nicht von ihm sind, oder die erst „künstlich“ entstanden sind. Dass die Beziehung zwischen den Kindern und ihm nicht lange halten kann, d.h. dass er früher oder später keinen Kontakt mehr haben wird, aber immer noch zahlen muss. Oder Baföganträge ausfüllen, Verhältnisse offenlegen usw. Das ist eine fürchterliche Situation, die ich keinem wünsche. Was ist mit den Kindern? Die schon im Kindergartenalter mit offenen Augen durch die Welt gehen und sehen, wie viel herzlicher andere Väter mit ihren Kindern umgehen? Welcher Verlust, welcher Mangel von Anfang an.

Ich habe mit Bewunderung den einen oder anderen Bericht von Asperger-Autisten gelesen, und da denke ich, dass es heute sicher auch viele gibt, die sich anders entwickeln als es bei meinem Mann der Fall war, die ihr Verhalten reflektieren, die dazulernen.

Ich möchte trotzdem jeder jungen Frau, die plant mit einem Mann mit Klinefelter-Syndrom Kinder zu bekommen, raten, einige Lebensberichte oder Erzählungen über Asperger zu lesen. Und wenn sie das Gefühl hat, dass ihr das bekannt vorkommt, dann gut zu überlegen, was sie tut.

Unser Frauenarzt, der uns bei dem ersten Kind half, informierte uns, dass damals an der Uni-Klinik psychologische Beratung für Eltern mit Kinderwunsch angeboten würde. Mein Mann hielt Psychologie für vollkommen überflüssig, und ich stand ganz loyal zu ihm, so nutzten wir das nicht. Hätte ich irgendwo einen Erfahrungsbericht gelesen gehabt, der mich sensibel gemacht hätte, hätte ich auf die Beratung bestanden und vielleicht hätte sich herausgestellt, dass ich mich von meinem Mann oder dem Kinderwunsch würde trennen müssen. Wenn ich auch heute meine Kinder sehr liebe und mit meiner Geschichte versöhnt bin, mir wäre viel erspart geblieben.

Zum Schluss ein anschauliches Beispiel zum Thema Beziehung: Für viele Asperger-Autisten ist ein Angehöriger, der stirbt, einfach weg (z. B. in Buntschatten und Fledermäuse: Mein Leben in einer anderen Welt von Axel Brauns). Stellen Sie sich vor, Ihr gemeinsames Kind stirbt. Und für Ihren Partner ist das Kind einfach weg. Wie wollen Sie an der Seite von so jemandem trauern? Sie werden das kaum aushalten!