Was sind Wachstumsfugen und was haben sie mit Testosteron zu tun?

Der Mensch kommt nicht mit voll ausgebildeten Knochen auf die Welt. Vielmehr hat sich im Laufe der embryonalen Entwicklung aus einem Knorpelstab ein Gebilde entwickelt, das in seiner Mitte einen Knochenkern enthält. Aus diesem sogenannten primären Knochenkern bildet sich langsam Knochensubstanz aus durch die schichtweise Reduzierung von Knorpel und den gleichzeitigen Aufbau von Knochen. Später sprießen Blutgefäße bis in den Endbereich (Epiphyse) der Knochen vor. Dann kommt es zur Ausbildung eines zweiten (sekundären) Knochenkerns im Bereich der Epiphyse. Diese sekundären Knochenkerne füllen häufig erst zum Zeitpunkt der Geburt den Epiphysenraum aus.

Mit der Geburt ist das Dicken- und Längenwachstum der Knochen noch nicht abgeschlossen. Zwischen den Epiphysen, die von Gelenkknorpel überzogen sind, und dem Knochenschaft befindet sich ein knorpeliger Zwischenraum, die Epiphysenfuge. Von dieser Fuge an den Endstücken der Knochen geht das weitere Längenwachstum aus. Deshalb werden sie auch Wachstumsfugen genannt. Mit zunehmendem Alter werden so die Diaphyse und die Epiphyse länger und kräftiger. Mit etwa 20 Jahren verknöchert die Wachstumsfuge. Hat sich die Epiphysenfuge geschlossen, so ist das Längenwachstum abgeschlossen.

Das Wachstum selbst wird durch ein Hormon gesteuert, das Wachstumshormon STH (Somatotropes Hormon). Dieses Hormon wird bis zum Ende der Pubertät ausgeschüttet. Durch ein Zusammenwirken des Wachstumshormons mit den Sexualhormonen Testosteron und Östrogen kommt es mit Beginn der Pubertät zu einem Wachstumsschub. Mit der Abnahme des Hormonspiegels des Wachstumshormons wird dieser Prozess verlangsamt. Schließlich schließen sich die Wachstumsfugen zu einer feinen Linie.

Wenn der Wachstumsschub nicht aufhören will, könnte es daran liegen, dass der Jugendliche zu wenig Testosteron produziert. Auf das Klinefelter-Syndrom spezialisierte Mediziner können frühzeitig abschätzen, um wieviel sich das Längenwachstum prozentual zu der eigentlichen Körpergröße verhält. Frühzeitige Testosterongaben in der Pubertät tragen dazu bei, dass sich die Wachstumsfugen der Knochen vorzeitig schliessen und somit die eigentlich mögliche Körpergrösse nicht erreicht wird.

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